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Neues Photo Sheet

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Ambitionierten Landschaftsfotografen bietet sich seit jeher eine breite Palette an Möglichkeiten, um ganz bestimmte Bilder zu erzeugen. Sei das die Arbeit mit Graufiltern oder Grauverläufen oder etwa das Handling der Hyperfokalentfernung und die Panoramafotografie. All diese Techniken erfordern präzise Vorbereitung und viel Erfahrung, um Fehler bei Aufnahmen zu vermeiden und somit möglicherweise das beste Licht des Tages zu verpassen. Viele von uns nutzen etwa gerne Graufilter und wissen, daß der nominelle Verlängerungsfaktor oft vom tatsächlichen abweicht. Bei der Suche nach grösstmöglicher Tiefenschärfe sollte man sich mit der Hyperfokalentfernung auseinandersetzen und wer gerne Panoramen erstellt, wird sich die Nodalpunkte für sein System notieren.

Auch ich nutze alle diese Techniken und Hilfsmittel seit Jahren und begann damals mit der Erstellung einer Belichtungstabelle für jeden meiner Graufilter. Später kamen noch die Nodalpunkte hinzu, ergänzt schliesslich durch eine Liste der Hyperfokalentfernungen und eine weitere mit Blenden, ISO, Belichtungszeiten um schnell äquivalente Belichtungszeiten zu finden.

Mit diesen verschiedenen Tabellen konnte ich anfangs zwar gut arbeiten, aber wünschte ich mir eine handlichere Lösung. Also begann ich die Listen zu verkleinern, zu drucken und diese anschliessend zum Schutz vor der Witterung mit Folie zusammen zu kleben. Aber das war mühsam und bei jeder Modifikation meiner Aufrüstung wiederholte sich die Bastelarbeit. Vor ein paar Monaten kam mir die Idee einer Neugestaltung meines Photo Sheets. Ich setzte mich an den Rechner und versuchte, all die Listen und Notizen in ein handliches, einfach zu bedienendes Format zu packen.

Die Anforderungen waren hoch: Das Ergebnis sollte übersichtlich sein, eine angenehme Haptik besitzen und in meine Filtertasche von Lee passen. Weiter wünschte ich mir wirksamen Schutz gegenüber Umwelteinflüssen und ständige Verfügbarkeit, also Unabhängigkeit von Strom. Schön wäre noch, wenn sich Filterwerte und Hyperfokalentfernungen vollständig durch Formeln berechnen und anzeigen lassen würden, ohne auf das für diesen Zweck völlig untaugliche Zeitformat XX:YY:ZZ zurückgreifen zu müssen. Es war nicht einfach, all diese Kriterien zu erfüllen und es hat einige Zeit gedauert, bis es endlich soweit war. Aber es gelang schliesslich. Mehr noch: das Ergebnis gefällt mir nun so gut, daß ich es mit euch teile. Über den Link am Ende des Artikels könnt ihr es euch gerne herunterladen, es für eure Bedürfnisse anpassen und nutzen. Ich hoffe, es erleichtert auch euch den fotografischen Alltag und bringt euch ebenso viel Spass wie mir.

Was kann das Photo Sheet?

Auf der Vorderseite lassen sich die Belichtungszeiten für bis zu sieben Neutraldichtefilter darstellen. Das klingt für den Einsteiger nach viel, aber ich denke, dies sollte den Bedürfnissen der meisten Landschaftsfotografen gerecht werden. Die äusserste Spalte links enthält die Belichtungszeiten für die Referenzaufnahme ohne Filter. Das Zeitformat wurde so gewählt, daß es weitgehend der Display-Anzeige der meisten Kameras entspricht.

Nachdem der tatsächliche Verlängerungsfaktor eines Filters ermittelt wurde, kann dieser Wert in die unterste Zeile der entsprechenden Spalte eingegeben werden. Danach werden sämtliche Belichtungszeiten bis zu 24 Stunden automatisch berechnet. Selbstverständlich kann der Verlängerungsfaktor auch auf entgegen gesetzte Weise ermittelt werden, indem man einen Verlängerungsfaktor annimmt und prüft, ob damit ein bestimmtes Belichtungsziel erreicht wird. Um möglichst hohe Genauigkeit zu gewährleisten, ist die Steuerung des Verlängerungsfaktors sehr präzise auf zwei Kommastellen möglich.

neutraldichte

Blende, ISO und Belichtungszeit

Die Rückseite setzt sich aus mehreren Tabellen für verschiedene Bereiche zusammen. Links findet sich eine dreispaltige Auflistung der drei Belichtungsvariablen Blende, ISO (entsprechend der Nikon D810) und Belichtungszeit. Für mich stellt sie eine wertvolle Hilfe bei der Ermittlung von äquivalenten Belichtungswerten dar. Ich habe sie so angelegt, dass alle Werte vertikal intuitiv abgelesen werden können, also jeweils nach oben gehende Werte zu einem helleren Bildergebnis führen und nach unten gehende in einer Abdunkelung resultieren. All das sauber in 1/3 Stufen. Ganze Blendenstufen sind zudem leicht farblich unterlegt, um das Springen über mehrere Blenden zu erleichtern und Ablesungsfehler zu vermeiden.

blende-iso-zeit

Nodalpunkttabelle

Links unten ist Platz für eine Auflistung der Brennweiten und der dazu gehörenden Nodalpunkte. Jedes System aus Kamera und Objektiv bei einer bestimmten Brennweite verfügt über eine neutrale optische Drehachse. Diese liegt im Nodalpunkt. Panoschienen oder Nodalpunktadapter weisen üblicherweise eine Skala auf, die es möglich machen, die Kamera punktgenau auszurichten und so ermittelte Nodalpunkte immer wieder zu finden. Wie auf dem Beispielbild zu sehen, stehen links meine Objektive mit den Brennweiten, rechts die Punkte auf der Skala meines Nodalpunktadapters. Diese Werte beziehen sich auf meine Kombination also Nikon D810, Really Right Stuff BD-810L und MPR-CL II C.

nodalpunkte

Hyperfokalentfernung

Es würde den Rahmen dieses Blogposts sprengen, zu erklären, worum es sich bei der Hyperfokaldistanz handelt. Wichtig ist sie für Landschaftsfotografen dann, wenn sich sowohl im nahen Vordergrund und im entfernten Hintergrund eines Bildes wichtiges Elemente befinden, die scharf abgebildet werden sollen. In gewissen Grenzen ist das möglich indem man auf einen bestimmten Punkt hinter dem Vordergrundobjekt fokussiert und so von vorne bis hinten alles akzeptabel scharf abgebildet bekommt. Die Tabelle auf der Rückseite rechts berechnet die Distanz von der Kamera zu diesem Punkt in Abhängigkeit der verwendeten Brennweite bei einer bestimmten Blende. Zur automatischen Berechnung reicht es, in den entsprechenden Spalten jeweils Brennweite und Blende zu erfassen. Beim Zerstreuungskreis halte ich mich persönlich an die für digitale Kleinbildkameras empfohlenen 0,02 mm. Wer einen anderen Wert bevorzugt, kann ihn unten rechts eingeben und alles wird neu berechnet.

hyperfokalentfernung

Das ist schon alles. Jetzt nur noch die Tabelle farbig ausdrucken, ausschneiden und laminieren. Bei der vorliegenden Farbwahl habe ich darauf geachtet, dass die Werte selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen gut ablesbar bleiben, etwa in der Dämmerung oder unter dem roten Licht meiner Stirnlampe.

Für eine möglichst hohe Lebenserwartung und um Spiegelungen zu vermeiden empfehle ich eine Laminierung mit matter Folie. Besitzt auch eine angenehme Haptik. Man kann sich das für kleines Geld in einem Fachgeschäft machen lassen, oder sich ein eigenes Laminiergerät anschaffen, z.B. das kostengünstige Olypmia A230.

Zum Schluß noch ein großes Dankeschön! Daß ich nun dieses Photo Sheet in dieser Qualität mit euch interessierten Fotografinnen und Fotografen teilen kann, ist nicht zuletzt der Verdienst meines geschätzten Freundes und Fotobuddies Dirk Wiemer von Dirk Wiemer Fotografie. Er hat mich bei meinem Vorhaben tatkräftig unterstützt und die komplexen Formeln zur Berechnung der Verlängerungsfaktoren beigesteuert. Vielen Dank für die wertvolle Hilfe!

Das Photo Sheet (.xlsx) könnt Ihr hier downloaden.

Ich wünsche Euch viel Spass beim Fotografieren und weiterhin gutes Licht!

8 Kommentare zu “Neues Photo Sheet”

  1. Hallo Manfred,

    herzlichen Dank für die sehr nette Erwähnung nebst Verlinkung! Ich habe sehr gern daran mitgewirkt und freue mich das ich mit meinen eigentlich doch bescheidenen Excel-Skills ein wenig helfen konnte. War ja auch in meinem Interesse. Ich finde die Doppelkarte ist den anderen Hilfsmitteln die man so hatte um einiges voraus.

    Beste Grüße und viel Spaß auf Reisen,
    Dirk

  2. Hallo Manfred,
    die Tabelle ist ein erstklassiges Hilfsmittel für den Alltag. Auch wenn wir uns gerne mit moderner Technik umgeben: Es ist immer noch leichter und vor alles geht es schneller, Daten von einer kompakt ausgedruckten Tabelle abzulesen anstatt das Smartphone rauszukramen, eine App zu starten, Werte jedes mal neu einzugeben, etc.
    Danke!

    • Hallo Thomas,

      Danke Dir für Deinen Kommentar! Von der modernen Technik unabhängiger zu werden, das war ein wichtiger Antrieb für die Entwicklung dieser Tabellensammlung. Wir starren ja sonst schon zu oft auf das Smartphone ;). Freut mich, daß es Dir hilft beim Fotografieren.

      Viele Grüße
      Manfred

  3. Lieber Manfred,

    vielen Dank für den lesenswerten Artikel und die Mühe beim Erstellen dieser genialen Rechentabelle!

    VG aus Graz, Thomas

  4. Grüss dich Manfred
    …auch ein herzliches Dankeschön für diese grosse Arbeit und Tabelle.

    Werde mich damit eingehend befassen. Vorallem was die Einstellungen zu Panoramas betrifft.
    Hab kürzlich von Rollei das ,,Anfänger,,Equipment gekauft….einfach mal zum gucken und probieren.

    Werde sicher noch irgendwo ein Workshop buchen um etwas sattelfester in die Thematik zu kommen.

    Die Nodalpunkte-Tab.hilft mir hier besser reinzukommen….vielen vielen Dank für deine Grosszügigkeit. Toll, Manfred.
    LG
    Ursula.P

    • Hallo Ursula,

      vielen Dank für die freundlichen Worte! Ich bin immer froh, wenn ich anderen Fotograf(inn)en auf ihrem Weg weiterhelfen kann. Die Panoramaeinstellung nutze ich eher selten, aber wenn dann hilft das einem schon eine möglichst gute Ausgangslage für ein nahtloses Bild zu erhalten. Du weisst ja, die Werte sind abhängig von der Ausrüstung. Wenn Du Fragen zur experimentellen Bestimmung „Deiner“ Nodalpunkte hast, einfach fragen :). Ein Workshop nur dazu wäre meiner Meinung nach nicht nötig. Ich will Dich aber nicht davon abhalten, man lernt ja immer was.

      Liebe Grüße
      Manfred

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