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Arca-Swiss p0 Reverse

Ich werde in letzter Zeit häufig gefragt, welchen ungewöhnlichen Stativkopf ich da zwischen Kamera und Stativ montiert habe. Die Antwort dazu fällt kurz und lang zugleich aus und nicht selten ist darüber eine angeregte Diskussion entstanden. In diesem Blogbeitrag möchte ich Euch zeigen um welches Modell es sich handelt und wie bzw. warum ich den Aufwand auf mich genommen habe, diesen anders zu nutzen als vorgesehen.

Zunächst gibt es für mich keinen Stativkopf, der allen meinen Ansprüchen vollständig gerecht wird. Daher nutze ich je nach Aktivität zwei Modelle eines kleinen französischen Kameraherstellers: einen Arca-Swiss D4 und einen p0. Die Bezeichnung „Arca-Swiss“ wird oft genannt in Zusammenhang mit einem Standard für Kameraaufnahmen und Halteplatten. Wenigen dürfte aber bekannt sein, dass Arca-Swiss eigentlich ein Fabrikant äußerst hochwertiger (und kostspieliger) Kamerasysteme und umfangreichen Zubehörs für Fotografen ist dessen revolutionäres Haltesystem auf der ganzen Welt mehr oder weniger erfolgreich kopiert und dann als „Arca-Swiss kompatibel“ bezeichnet wird.

Beim Arca-Swiss D4, meinem ersten Stativkopf, handelt es sich um einen kompakten Getriebeneiger mit einem Gewicht von 876 Gramm (ohne Klemme). Nachdem ich während einiger Jahre in meinem Studio einen Manfrotto 405 im Einsatz hatte, war ich begeistert von der Präzision bei der Einstellung und Nachkorrektur des Bildausschnittes und wollte daher immer wieder zu einem Getriebeneiger zurück. Der Manfrotto wog allerdings satte 1,6 Kg und schloss damit eine mobile Verwendung von vorn herein aus. Mit der Markteinführung des Arca-Swiss D4 im Jahr 2013 wurden die Karten neu gemischt und ich habe gleich in diesen fantastischen Stativkopf investiert. Auf längeren Touren, wenn jedes Gramm eingespart werden soll, war mir dieser Kopf aber zu schwer und die Suche nach einer Ergänzung begann. Da ich nun einmal von der Haptik meines Arca-Swiss begeistert war, wollte ich den zweiten Kopf ebenfalls dort kaufen. Der geeignete Kandidat war denn auch schnell gefunden: Arca-Swiss p0, der kompakteste Kopf in der Produktlinie mit einem Eigengewicht von nur 305 Gramm bei einer Belastbarkeit von 20 Kg.

Beim Arca-Swiss p0 handelt es sich um ein vergleichsweise günstigen Kugelkopf, der mit seiner Bedienung über einen ringförmigen Feststellring einzigartig auf dem Markt ist. Ein Meisterstück in minimalistischem Design, eine Augenweide. Der erste p0 war schnell bestellt, das kopfüber stehende Design wollte mir dann aber nicht richtig gefallen. Auch war der Feststellring in extremen Kamerapositionen überhaupt nicht komfortabel zu bedienen. Und durch die oberhalb der Kugel liegende Drehebene war das Erstellen von Panoramen auf die Horizontale beschränkt. Diese drei Dinge wollte ich behoben haben. Der einfachste Weg war den Kopf schließlich umzudrehen.

Nun begannen die Probleme aber erst. Wie sollte ich den Kopf nun mit dem Stativ verbinden? Handelsübliche Stative verfügen über eine 3/8 Zoll Schraube (kleinere über 1/4 Zoll), der p0 als französisches Produkt auf der Oberseite über ein metrisches M6 Gewinde. Eine Anfrage bei Arca-Swiss im elsässischen Besançon brachte keinen Erfolg. Die Ingenieure warnten mich aber, eine zu lange M6 Schraube würde die Haltekugel beschädigen (die Aussage zielte wohl vor allem auf die Garantie). Kurz nach dieser Nachricht verließ mich der Mut und ich verkaufte meinen p0 wieder. Die Idee ließ mich aber nicht los.

Einige Monate später fand ich beim Reinigen des Stativs heraus, dass sich die 3/8 Zoll Schraube am Stativ reversibel ausbauen lässt. Also griff ich das Projekt erneut auf. Ich bestellte mir in Stuttgart bei arca-shop.de ein weiteres Exemplar und ging an die Arbeit. Die Warnung der Arca-Swiss Ingenieure hatte ich natürlich noch präsent und sie war für mich insofern von Bedeutung, als dass ich nun penibel darauf achtete, den Gewindestift genau auf die Länge zu kürzen, dass er die Kugel in keiner Kameraposition auch nur annähernd berühren konnte.

In einem Metall verarbeitenden Betrieb gleich um die Ecke konnte ich für schlappe 20 Euro in einen mitgebrachten 3/8 Zoll Gewindestift ein hochwertiges M6 Gewinde schneiden lassen. Das war zwar nicht umsonst aber das Ergebnis war vor allerhöchster Qualität. Nachdem ich die originale 3/8 Zoll Schraube aus meinem Stativ entfernt hatte ließ sich der Adapterstift nun von unten problemlos in die Stativplatte eindrehen und mit einer Mutter in der gewünschten Höhe fixieren. Der p0 hält sicher und bombenfest und hat sich seither gut bewährt. Wer mit der kopfstehenden Beschriftung leben kann wird so mit dem p0 Reverse einen leichten, zuverlässigen und einfach bedienbaren Kugelkopf an seiner Seite haben, der einmal eingestellte Positionen ohne wenn und aber hält – egal mit welcher Kamera.

Ich nutze für meine beiden Stativköpfe übrigens die hervorragende Novoflex Q=Mount in Schwarz. Die wird zwar für den Uniqball hergestellt, passt aber meiner Meinung nach optisch besser zu den Köpfen von Arca-Swiss als die graue Ausführung.

2 Kommentare zu “Arca-Swiss p0 Reverse”

  1. Hallo Manfred,

    einmal mehr sehr interessant und vor allem sehr informativ für die ganze Foto-Gemeinde was Du hier in Deinem feinen Blog an technischen Umbaudetails alles so beschreibst.
    Für viele von uns ist neben dem eigentlichen Fotografieren der technische Gadget-Aspekt nicht minder nerdig und interessant. Danke dafür!

    Beste Grüße
    Dirk

    • Lieber Dirk,

      der technische Kram hält einen zwischen den Fototouren bei Laune. Bei mir ist die Suche nach der perfekt ausgewogenen Ausrüstung ein Hobby für sich geworden welches sogar nach allen Seiten ausbaufähig ist. Da tun sich neue Welten auf :).

      Schöne Grüße und Danke für den Kommentar!
      Manfred

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